Trauerfeier und Trauerrituale

Hier gebe ich Ihnen konkrete Anregungen zur Gestaltung Ihrer Trauerfeier. Zudem finden Sie hier Ideen für weitere Trauerrituale neben der eigentlichen Trauerfeier. Vieles davon können wir gemeinsam in der Trauerfeier/einem Trauerritual für Ihren Verstorbenen umsetzen, vieles kann ich für Sie gestalten. Sprechen Sie mich gerne an.

Wie alles begann: Die Rede für meine Mutter

Es war Sommer, Ferienzeit, als 2014 meine Mutter starb. Ich war völlig aufgelöst vor Kummer, und völlig unerfahren in allem, was mit Bestattung und Trauerfeier zu tun hatte.

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Glücklicherweise war die Bestatterin – eine alte Freundin von mir – mit ihrer Familie noch nicht in den Urlaub gefahren. Aber die meisten Pfarrer waren schon verreist, sodass unseren Gottesdienst der junge Vikar der Gemeinde halten würde.
Im Vorgespräch wurde mir schnell klar: Die Erinnerungsrede an das Leben meiner Mutter, die möchte ich lieber selbst halten. Das würde schwer werden, das wusste ich. Aber ich wusste auch, dass ich es kann, und dass ich es tun muss.
Drei Dinge waren mir wichtig:
Erstens: In der Rede sollte meine Mutter, so wie sie war, noch einmal lebendig werden.
Zweitens: Zur Trauerfeier würden Menschen aus ganz unterschiedlichen Phasen ihres Lebens kommen: Menschen, die sie als Kind und Jugendliche gekannt hatten, mein Vater, der sie mit Mitte zwanzig kennenlernte, die Verwandtschaft, Nachbarn und Freunde aus den vergangenen Jahrzehnten. Tatsächlich hatten sogar ein paar Freundinnen aus der Volksschule durch Zufall die Anzeige in der Tageszeitung gelesen und waren zur Trauerfeier erschienen.
Aus all diesen Phasen ihres Lebens habe ich erzählt. So konnte jeder der Trauergäste an seine eigenen Erinnerungen an meine Mutter anknüpfen.
Drittens: Als Kind im Nachkriegszeitsdeutschland wuchs meine Mutter bei ihrer Tante und ihren beiden Cousinen auf. Sie bewohnten gemeinsam ein kleines Zimmer in einer Flüchlingunterkunft beim Bauern. Dann kam das Wirtschaftswunder – und mit einem eigenen Beruf und selbst verdientem Geld war sie Teil ihrer Generation, die in der neuen Bundesrepublik ein anderes Leben führen wollte und konnte als die Elterngeneration. Dieses Kollektive, für ihre gesamte Generation Gültige sollte in der Rede ebenfalls aufscheinen.

Dass mir dies gelang, zeigten die Reaktionen von Freundinnen und Bekannten nach der Trauerfeier: „Genau so ist sie gewesen.“ „Das habe ich auch so erlebt.“

Möchten Sie auf der Trauerfeier für Ihren Angehörigen gerne selbst das Wort ergreifen? Vielleicht sogar selbst Erinnerungen aus dessen Leben erzählen, sind aber unsicher, ob Ihnen das gelingen wird? Oder Sie möchten einen Text vorlesen, der Ihnen wichtig ist?
Sprechen Sie mich gerne an. Wir finden einen Weg, Ihren Wunsch in die Tat umzusetzen.

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Persönliche Gesten finden

Eine Bekannte von mir war vor einigen Jahren auf der Beerdigung eines Nachbarn, der ganz plötzlich gestorben war. Seine Frau hatte auf dieser Feier zwei besondere Dinge getan, an die sich meine Bekannte immer noch gerne erinnert.

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1. Die junge Frau stand vor der Trauerfeier am Eingang und begrüßte jeden der Trauergäste persönlich. Es erschienen sehr viele Menschen zur Trauerfeier. Und sie ließ es sich nicht nehmen, jede und jeden einzelnen mit einem Händedruck zu begrüßen. Unter Tränen und solange, bis alle Gäste Platz genommen hatten.

2. Später – als sie einen kleinen Kreis zu sich nach Hause einlud – öffnete sie einige Flaschen Wein, um mit allen Anwesenden anzu-stoßen. Auf ihren Mann.
Der Wein, den man trinke, sei der Lieblingswein ihres Mannes gewesen. Sie wisse, er hätte es sich genau so gewünscht.

Haben Sie auch eine Idee, die Sie gerne umsetzen möchten auf der Trauerfeier oder vielleicht auch später? Weil Sie wissen, Ihr/e Angehörige/r hätte es sich genau so gewünscht?
Sie sind sich aber nicht sicher, ob Sie das überhaupt schaffen in dieser Situation? Ob man das so machen kann?
Trauen Sie sich. Wir finden eine Form, die für Sie und Ihre Trauergäste passend ist.
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Eine offen gestaltete Trauerfeier – Raum für spontane Erinnerungen der Trauergäste

Eine meiner Freundinnen war kürzlich auf der Trauerfeier für einen bei ihr im Dorf sehr beliebten Handwerker. Viele Trauergäste waren gekommen. Auch sie, obwohl sie den Verstorbenen gar nicht so gut gekannt hatte. Die Trauerfeier wurde bewusst offen gestaltet.

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Statt einer Trauerrede bat man die anwesenden Gäste, selbst etwas zum Verstorbenen zu sagen, eine Erinnerung zu erzählen, ihn in einer Anekdote noch einmal lebendig werden zu lassen.
Eine schöne Idee.
Leider herrschte Stille. Niemand sagte etwas. Sodass meine Freundin kurz überlegte, ob sie selbst den Anfang machen solle. Aber sie hatte ihn ja gar nicht so gut gekannt. Wäre es da nicht vermessen, als erste das Wort zu ergreifen?
Eine schöne Idee.
Viel hätte nicht gefehlt, und jemand hätte den Anfang gemacht.

Möchten Sie diese Idee aufgreifen? Befürchten aber, dass auch Ihre Trauergäste schweigen werden?
Dann sprechen Sie im Vorfeld der Trauerfeier ein paar Menschen an, von denen Sie vermuten, dass diese gerne in paar Worte sagen würden. Auch wenn es diese Personen Überwindung kostet, vor einer Gruppe von Menschen zu sprechen.
Vereinbaren Sie, dass einer nach dem anderen das Wort ergreift, und dazwischen eine gute Pause lässt, um den anderen Trauergästen den Raum zu geben, sich spontan zu äußern, oder in der Stille den eigenen Erinnerungen nachzugehen.

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Ein Text, selbstgeschrieben, über den Vater...

... und diesen Text auf der Trauerfeier selbst vorlesen, oder von mir vorlesen lassen.
Hier möchte ich Ihnen ein Beispiel vorstellen. Einen Text, in dem ein erwachsener Sohn seinen Vater so beschreibt, dass er uns allen sofort vor Augen stand. Ein Text mit Augenzwinkern. Ein Text voller Liebe, in dem auch die Schwierigkeiten aufleuchten, die Söhne und Töchter so mit ihren Eltern haben.

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Worte der Kinder

wir erinnern uns
an das fernsehen hinter der tür
an das wegwischen der haartolle, wenn du dich angestrengt hast
das wohnzimmer zum heiligabend, du sitzend in deinem sessel
das verpacken der zelte in den anhänger
die zigarettenschachtel lux (gottseidank hast du damit aufgehört)
deinen leichten o-bein-gang
das lachen, wenn du ein romee-hand gespielt hast, im urlaub
dein handwerliches geschick, egal wo
die spaziergänge am sonntag
deine unsäglich unschönen hausschuhe
den trockenen humor
deine für dich eigenen hemden (schmunzeln)
deine sucht zum gärtnern
deine bescheidenheit am leben

……………………………
……………………………

wir werden versuchen, die werte, die du uns mitgeben hast,
weiterzugeben, ……. nun, … vielleicht nicht alle (schmunzeln)

Vielleicht inspiriert Sie dieser Text, selbst etwas zu schreiben, eigene Worte zu finden:
Woran erinnern Sie sich? Welche Bilder kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Ihren geliebten Menschen denken?

Vielleicht soll der Text auf der Trauerfeier gelesen werden,
vielleicht formulieren Sie ihn nur für sich, als eigenen Schatz.

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Die Rede einer Enkelin für ihre Oma

Auf der Trauerfeier für die Oma von ihr selbst vorgetragen. Manchmal musste sie schlucken, stockte, aber sie hat Satz für Satz weitergeredet. Ganz persönlich von sich und ihrer Oma erzählt. Die Anwesenden ganz direkt angesprochen. Hut ab!

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„Aber, wenn man mal darüber nachdenkt, wird einem etwas bewusst:
Oma, du bist nicht weg.
Denn allein die Anwesenheit aller deiner Freunde, Bekannten und Verwandten hier, alle durcheinander zusammen nebeneinandersitzend in einem Raum, lässt uns ganz nah bei dir sein.
Denn wir sind deine Werke. Hätte es dich nicht gegeben, gäbe es auch einen großen Teil unserer Familie nicht, und die Familien unserer Familie gäbe es auch nicht. Ist das nicht etwas, worauf du stolz sein kannst? Auch das Leben von deinen Freunden und Bekannten wäre sicherlich anders gewesen.

Und so sollte uns bewusst sein, dass wir alle ein Teil von dir in uns tragen.
Und solange wir leben, wirst auch du, Oma, immer ein Teil dieser Welt sein.

Ja, die Trauer ist groß, der Schmerz ist an manchen Tagen unerträglich. Immer wieder denke ich, dass du noch dasitzt, zuhause, gegenüber von mir, und von der Woche berichtest. Und im nächsten Moment sehe ich, dass der Stuhl nun leer ist. Doch sollten wir nicht den ersten Moment im Kopf behalten?

Keine Grabrede kann je wiedergeben, wie facettenreich und individuell meine Oma war. Ein Leben besteht nicht nur aus Fakten. Viel mehr aus Emotionen. So würde ich am liebsten jeden bitten, hier nach vorne zu treten und seine ganz eigene Geschichte von dir zu erzählen.

Jeder hier verbindet etwas ganz Persönliches mit dir, und ich bitte euch, als ihr Enkelkind: Bitte behaltet diese Erinnerungen, und lasst meine Oma in allen unseren Herzen weiterleben.

Auch ich habe noch nie eine solche Rede geschrieben und gab hier nur eine ganz persönliche Sicht meinerseits von dir wieder, nicht wissend, wie ich sie enden lassen soll. Wie wäre es mit …

Danke für das schöne Leben mit dir.“

Ganz schön mutig von dieser jungen Frau, auf der großen Trauerfeier für ihre Oma zu reden. Vielleicht macht Ihnen dies Beispiel Mut, auch selbst das Wort zu ergeifen. Auch wenn die Stimme mal zittert, oder Ihnen die Tränen kommen. Egal. Das gehört dazu.

Was möchten Sie gerne sagen? Vorlesen? Mitteilen?

Oder möchten Sie gerne Musik machen, allein oder mit Freunden? Sich auf diese Weise mitteilen?

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Eine offen gestaltete Trauerfeier – wie es sich spontan ergeben kann …

In meinem Text „Eine offen gestaltete Trauerfeier“ berichte ich davon, wie der Versuch scheitern kann, wenn Verwandte und Bekannte auf einer Trauerfeier spontan von ihren Erlebnissen mit dem Verstorbenen sprechen sollen. Tatsächlich habe ich inzwischen auch einmal genau das Gegenteil erlebt. Und das kam so:

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„Frau Brinkmeier, Sie kommen doch noch?“ fragt mich die Tochter eines Herren, für den ich heute die Trauerfeier halten werde. Und dann sagt sie noch: „Es ist jetzt 11.00 Uhr.“ „Ja“, sage ich, „und um 12.00 Uhr ist die Trauerfeier.“ „Nein, jetzt um 11.00. Wir warten alle schon.“ … Oh je, da hatte ich mich doch tatsächlich zum ersten Mal in sechs Jahren in der Uhrzeit geirrt. Jetzt hieß es schnell sein. … Tatsächlich schaffte ich es, dreißig Minuten später vor Ort zu sein.

Doch was war inzwischen passiert? Niemand wartete auf mich. Vielmehr waren die Bekannten, Freundinnen und Verwandten ganz angeregt im Gespräch. Eine Frau erzählte gerade, wie angenehm sie die Art, den Charakter des Verstorbenen immer empfunden habe. Ich wartete also … und erfuhr dann, dass jemand aus der Verwandtschaft die Idee gehabt hatte: Jeder der Anwesenden könne doch einfach mal erzählen, in welchem Verhältnis er zum Verstorbenen stand. Das hatten alle gerne aufgegriffen. Und viele hatten spontan noch mehr erzählt. Eine ganz lebendige, sogar etwas aufgekratzte Atmosphäre war so entstanden. Und eine spontane Verbundenheit untereinander. Welch ein Geschenk! Und das alles „nur“, weil ich nicht pünktlich gekommen war.

Ich habe dann doch noch die Trauerfeier gehalten, allerdings mit einer deutlich kürzeren Fassung meiner Rede über das Leben des Verstorbenen – schließlich war ja vieles schon gesagt worden und die Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens wurden auch schon langsam unruhig. Für mich war es eine der schönsten Feiern, die ich je erlebt habe, weil ich die Verbundenheit, die spontan unter den Anwesenden entstanden war, im Raum förmlich greifen konnte. Nur schade, dass ich verpasst hatte, was da alles gesagt worden war …

Wenn Sie selbst gerne solch ein Gespräch über die oder den Verstorbenen anregen möchten, dann greifen Sie diese Idee doch einfach auf. Fordern Sie die anwesenden Trauergäste auf, kurz selbst zu berichten, in welchem Verhältnis sie zum Verstorbenen oder zur Familie stehen. Sie können dies entweder während der Trauerfeier machen, oder im Anschluss beim gemeinsamen Kaffeetrinken.

Bestimmt wird sich dann ebenfalls ein Gefühl der Gemeinschaft und Verbundenheit unter den Anwesenden einstellen. Einfach mal ausprobieren!

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